Hallo meine Lieben Leser, ich feiere solche Menschen wie Sabine übelst, obwohl wir uns nicht mal persönlich kennen bzw. getroffen haben. Solche Menschen zeigen uns auf das der Weg aus Angst/Panik/Depressionen doch funktionieren kann. Und dazu soll mein Blog auch da sein. Er soll das Gefühl der Verbundenheit schaffen, das Menschen nicht mehr das Gefühl haben: ,,ich bin der einzige auf der Welt dem es so geht. Der Blog soll anregen, ermutigen, Kraft schenken, Freude bringen, und vielleicht auch mal eine Träne rauslocken.
Ich werde öfters Gastbeiträge veröffentlichen von Personen die denn Weg aus der Angst in ein selbstbestimmtes Leben gefunden haben. Wenn auch du so eine Geschichte hast, dann lass sie mir per E-Mail zukommen und wir reden über das veröffentlichen.
Würde mich freuen!
Nun zu Sabines Geschichte
Der Tag, der mein Leben gerettet hat
Es ist der 12. Juni 2015 – zu dieser Zeit bin ich ein seelisches und körperliches Wrack – fünf Jahre schon. Mein Mann pflegt mich Tag und Nacht. Es ist schon Abend als er mir plötzlich sagt: „Jetzt lern endlich mal deine Gefühle auszudrücken!“ Er klingt sehr bestimmt. Meine erste Reaktion war: „Ich? Gefühle ausdrücken? Wie geht das?“ Das macht mir furchtbar Angst, aber mir ist klar, dass das so nicht mehr weitergehen kann.
Ich setze mich auf mein Bett und schlage einfach ganz mechanisch auf das Kopfkissen ein. Ich habe eigentlich gar keine Ahnung, was ich da tue. Aber in diesem Augenblick spüre ich einen kleinen Funken von irgendetwas in der Bauchgegend. Das tut gut. Ich spüre instinktiv – da geht es lang. Die nächsten Tage und Wochen verbringe ich mit „Gefühle-ausdrücken“. Ich schreibe alles auf, was mir so durch den Kopf geht – ich schreibe ganze Bücher voll. Ich knülle Papier zusammen und knalle es in die Ecke. Ich fülle Wasserflaschen und leere sie wieder aus. Ich rede laut mit mir selber. Ich schreie, ich wüte, ich male. Das geht 3 Monate so. In dieser Zeit geht es mir schon etwas besser.
Ich kann sogar wieder alleine an den See fahren und dort ein paar Stunden verbringen. Das sind die ersten Hoffnungsschimmer in meinem Leben. Ich fühle, wie ich eine gewisse Handlungsfähigkeit wiedererlange.
Dann, es ist Ende August, spüre ich, dass mein Unterbewußtsein aber immer noch voll ist, mit den schlimmen Erlebnissen und Überforderungen meines Lebens. Ich merke nämlich, dass es bei jeder Gelegenheit überschwappt und große Probleme verursacht. Ich will es „ausleeren“. Wie leert man ein übervolles Unterbewußtsein aus? Ich weiß es nicht – aber das weiß es wohl selber. Ein paar Tage später fange ich an zu weinen – stundenlang. Es fühlt sich an, als ob ich nie mehr damit aufhören könnte, die Schmerzen sind unendlich stark.
Ich übergebe mich ca. 30 mal in diesen Wochen, ich weine wieder, ich habe unerträgliche seelische Schmerzen, die soweit gehen, dass ich das Bedürfniss habe die Kettensäge zu holen, um mir damit den Arm abzusägen – das fühlt sich nach Befreiung an. Nein, ich will nicht sterben, diesmal nicht. Dann würde ich ja die Schmerzen nicht mehr spüren – es ist total verrückt.
Mein Leben, meine Erlebnisse ziehen, wie ein unendlicher Kinofilm, an mir vorüber immer und immer wieder. Ich erlebe mein gesamtes Leben nochmal, diesmal mit all den dazugehörigen Gefühlen, die ich die ganze Zeit unterdrückt hatte. Ein Horrorstreifen, den ich mir nicht freiwillig anschauen würde.
Der Boden in unserem Bad wird mir zum Freund. Es fühlt sich an, wie wenn er mich trösten würde. Ich verliere trotzdem all meine Kraft. Ich weiß nicht mehr, wie ich vom Garten wieder ins Haus kommen soll. Zu diesem Zeitpunkt bin ich nicht mal mehr fähig mit meiner Therapeutin zu telefonieren. Ich leide einfach alleine. Meinen Mann schicke ich zeitweise auch noch weg, da ich weiß dass mir jetzt niemand mehr helfen kann.
Eines abends sitze ich auf dem Sofa und bin so schwach, dass es sich nach sterben anfühlt.
Ich spüre in dieser Zeit ganz deutlich die Hilfe von oben. Ich frage – er antwortet, ich frage – er antwortet, ich frage wieder und er antwortet wieder.
Wie ein Therapeut, der immer direkt hinter mir steht. In dieser Zeit wird mir der Schöpfer des Universums zum Freund und das ist bis heute so geblieben.
Das ganze geht über einen Zeitraum von 10 Wochen. Für mich fühlt es sich an, wie wenn ich an den Grenzen von dem, was ein Mensch so aushält gewesen wäre – ein echter Alptraum. Es ist das Schlimmste, was ich jemals erlebt habe und doch fühle ich, dass das mein Weg in die Freiheit ist. 40 Jahre unterdrückte und ignorierte Gefühle können echt brutal sein!
Nach 10 Wochen ist alles vorüber. Von heute auf morgen bin ich befreit von schwersten Depressionen, unbeherrschbaren Ängsten, Schlaflosigkeit, Zwängen und ich brauche die vielen Medikamente nicht mehr (nach 8 Monaten Absetzphase). Es kam von diesem Wahnsinn auch nie mehr etwas zurück. Bin ich froh!!!
Wendepunkt
Der 12. Juni 2015 war für mich der Tag, an dem ich den kleinen Funken spürte, der alles für mich veränderte. Für mich gibt es sie, die Wunder, denn heute bin ich ein glücklicher Mensch mit einem spannenden und erfüllten Leben und ich bin wirklich froh, noch am Leben zu sein – denn es ist wunderschön ………
Das Thema „Vergangenheitsbewätigung“ spielt vielleicht bei dir gerade eine große Rolle?
Was machst du ganz konkret, wenn dich deine Erinnerungen so richtig beuteln und du glaubst, die Intensität dieser Gefühle nicht mehr auszuhalten?
Dann hier – ein paar Tipps aus meiner eigenen Erfahrung:
♥Dein Unterbewusstsein schickt immer nur soviel nach draußen, wie du auch aushalten kannst.
Wenn du also jetzt gerade an diesem Punkt bist, wo du das Gefühl hast, deine schmerzhaften Gefühle bringen dich um, dann kannst du darauf vertrauen, dass das von alleine wieder abebben wird.
Stell dir das wie eine große Welle vor – sie kommt und geht – von ganz alleine.
Du kannst aber einiges für dich tun, damit du diese Wellen besser durchleben kannst.
♥ Lege dich zum Beispiel auf den Boden, so wie es dir bequem ist.
Dann fühle, wie der Boden dich trägt, dich aufnimmt – spüre da geht es nicht mehr weiter nach unten.
Du wirst fühlen, wie der Boden in diesem Augenblick deine Grundlage sein kann.
Von da aus geht es wieder nach oben.
Und diese heftigen „Heilungswellen“ werden immer weniger und immer seltener.
♥ Vielleicht hilft dir auch der Gedanke, dass du niemals tiefer fällst als in Gottes Hand.
Fühle seine warme Hand in diesem Augenblick der totalen Verzweiflung – bei ihm bist du geborgen, er passt auf dich auf.
♥ Eines der wirksamsten Mittel, sich Erleichterung zu verschaffen ist, seine Gefühle aktiv auszudrücken (siehe nochmal meine Geschichte oben, da siehst du wie ich es gemacht habe)
♥ Wenn du dich gerade total handlungsunfähig fühlst, dann hilft es auch, wenn du deinen Blick in die Ferne richtest.
Schau aus deinem Fenster in die Natur oder in den Himmel über dir.
Es wird dich auf angenehme Art und Weise etwas zerstreuen oder sogar beruhigen.
Wir Menschen sind auf eine ganz besondere Weise mit der Natur verbunden – sie hilft uns, ohne dass wir dafür etwas tun müssen.
♥Oder wenn du zum Beispiel in der Nacht wach liegst und du hast diese Gefühle der Ohnmacht, dann nimm ein kleines Kuscheltier in deine Hand und spüre einfach die Wärme, das weiche Fell und das Gefühl, dass da gerade jemand da ist für dich und dir helfen will ….
Das sind einige Anregungen aus meiner eigenen Erfahrung.
Mir ist wichtig, dass du in dich reinspürst, was dir guttut.
Mit der Zeit bekommst du Übung mit dir selbst und kannst dir immer besser helfen. Das Gute daran ist – es wird auch immer seltener notwendig sein.
Freu mich sehr, dass wir uns hier begegnet sind und ich wünsche dir, dass du einen ganz tiefen Frieden in dir selbst findest – so wie es bei mir auch war.
Herzlichst deine Sabine
Alle Infos über mich und wie ich heute Menschen aus der generalisierten Angst begleite findest du hier: www.sabinestemp.de
Sabine Stemp
Bild:pixabay